(Machine) Learning & Development: Wer jetzt in der Personalentwicklung auf KI setzen sollte

In einem kürzlichen Blogbeitrag haben wir bereits die Vor- und Nachteile von Künstlicher Intelligenz im Recruiting beleuchtet. Doch natürlich ist Recruiting nicht der einzige Bereich in der Personalarbeit, in dem KI potenziell zu einer Arbeitserleichterung führen kann. In diesem Artikel schauen wir uns an, welche L&D-Anbieter sich KI bereits auf die Fahne geschrieben haben und was deren Tools so können. Anschließend beantworten wir die Frage, ob wir euch den Einsatz von KI in der Personalentwicklung empfehlen würden.

KI-generierte Lerninhalte und Kurse

Die meiste Zeit wenden L&D-Spezialisten wohl unbestritten für die Erstellung von Lerninhalten und Kursen auf. Während es auf herkömmliche Weise mehrere Tage dauern kann, bis ein Kurs vollständig erstellt ist, können Personalentwickler und L&D-Spezialisten KI-Tools dafür nutzen, diesen Prozess stark zu beschleunigen. Anstatt auf einer weißen Leinwand zu starten, bieten solche Anwendungen die Möglichkeit, passende Vorlagen zu nutzen. Mit Hilfe von Prompts und Anweisungen in Textform, PDF-Dokumenten oder PowerPoint-Präsentation generiert die KI innerhalb weniger Minuten interaktive Lerninhalte, die entweder noch selbst angepasst oder sofort veröffentlicht werden können. Das Lernmedium kann dabei so unterschiedlich sein wie die Organisation selbst: Seien es Slides, Quizze, Rollenspiele, Simulationen oder Lernvideos.

Es gibt sogar Tools, bei denen menschliche Trainer mithilfe von KI den vom Kursersteller eingegebenen Text zusammen mit der richtigen Mimik, Gestik, Lippenbewegungen und der gewünschten Stimme vortragen können, ohne, dass jemand dafür tatsächlich vor der Kamera stehen muss. Ebenfalls ein großer Vorteil ist, dass Kurse fast per Knopfdruck in viele verschiedene Sprachen übersetzt werden können, um die Inhalte mühelos einem breiteren Publikum zugänglich zu machen und den Lernerfolg in der eigenen Sprache zu erhöhen. Auch die Anpassung der Inhalte für hör- oder sehbeeinträchtigte Menschen kann durch KI automatisch geschehen. Die Kurse sind dabei in vielen Fällen direkt für verschiedene Endgeräten optimiert, sei es am PC, Smartphone oder Tablet. Beispielhafte Anbieter für die Erstellung von Kursen und Lerninhalten sind: absorb, 7Taps, HeyGen und SC Training.

Bessere Learning Experience durch KI?

Manchmal können Mitarbeitende in herkömmlichen Lernumgebungen nicht direkt die richtige Schulung oder das passende Training für sich finden. Hier kann KI basierend auf den bisherigen Aktivitäten und Interessen, Karrierezielen, Skills und Stellendaten personalisierte Schulungen und Kurse empfehlen. Auch der Lerninhalt selbst kann durch adaptive Lernpfade auf Basis von Analysen des bisherigen Schulungsverlaufs so angepasst werden, dass nur relevante Inhalte vermittelt werden. KI kann Lernmaterialien, Fragen und Aufgaben basierend auf dem individuellen Fortschritt, der Lerngeschwindigkeit und den Vorlieben des Lernenden zuordnen oder passende Simulationen und Gamification verwenden.

Manche Tools ermöglichen es zudem, die Länge der Einheiten und die Auswahl der gewünschten Lernmedien (auditiv vs. visuell) individuell anzupassen, sodass die Motivation der Lernenden erhalten wird und höhere Abschlussraten der Kurse erzielt werden. Dadurch, dass im Vergleich zu einem “One-Size-Fits-All-Ansatz” viel besser auf die Bedürfnisse der einzelnen Lerntypen eingegangen werden kann, kann ein effektiveres Lernergebnis erzielt werden. Auch die sofortige Leistungsbeurteilung und intelligentes Feedback durch die KI können die Lernleistung noch weiter verbessern. Beispielsweise bietet Retorio interaktives Training für Führungskräfte und Sales mithilfe von KI-basierten Rollenspielen. Das Tool wertet die Performance der Mitarbeitenden visuell und akustisch aus und liefert mittels generativer KI passendes Feedback. Weitere Anbieter in diesem Bereich sind unter anderem absorb, axonify und cornerstone.

Skill(full) Management & Karriereplanung

Effektives Skill Management trägt auf vielerlei Ebenen zum Unternehmenserfolg bei. Es hilft Unternehmen dabei, ihre Wettbewerbsfähigkeit zu steigern, sich agil an sich ändernde Anforderungen anzupassen, interne Talente zu identifizieren und dabei gleichzeitig die Mitarbeiterbindung zu erhöhen. Skill Management ist dabei nicht nur der Personalabteilung vorbehalten. Es ist ein strategisches Thema, welches die gesamte Organisation betreffen und diese zu einer sogenannten „Skills-based Orgnization“[1] transformieren sollte. Doch das Management von Skills ist nicht einfach und die initiale Identifizierung der wichtigen Fähigkeiten erfordert viele Ressourcen.

Hier kommt die KI ins Spiel. Es existieren schon jetzt Anwendungen auf dem Markt, die mittels Künstlicher Intelligenz das aktuelle Skill-Niveau der Mitarbeitenden ermitteln können, anstatt auf langwierige Fragebögen zurückzugreifen. Die Tools schlagen den Mitarbeitenden dann Skills vor, die zum ihrem Profil passen und hinzugefügt werden können. Nachdem das Unternehmen wichtige strategische Skills definiert hat, schlägt die KI diejenigen Mitarbeitenden vor, die diese Skills besitzen oder sie sich voraussichtlich leicht aneignen können. So können Skill-Gaps mithilfe von interner Mobilität geschlossen werden, aber auch identifiziert werden, welcher Bedarf an Fähigkeiten über den Kandidatenmarkt geschlossen werden muss. Auch für ausgeschriebene Stellen können wichtige Skills definiert werden, die mittels Soll-Ist-Vergleich mit den Skills des Bewerbenden abgeglichen werden. Beispielhafte Anbieter, die Skill-Management mit Künstlicher Intelligenz verbinden, sind Neobrain, Zavvy und Nestor.

Auswertungen und Analysen

Durch die Eingabe eines Prompts kann die KI innerhalb von Sekunden relevante Learning-Reports und Auswertungen erstellen. Die Administrierenden können dann auf einen Blick sehen, welche Schulungen (nicht) bestanden wurden, wann die meisten Schulungen aufgerufen wurden, welche Schulungen am beliebtesten sind, welche Fragen den meisten Lernenden Schwierigkeiten bereitet haben und wo Trainings am häufigsten abgebrochen wurden. So können Personalverantwortliche die Lerninhalte effizient und zielführend anpassen. Außerdem kann die HR-Abteilung so jederzeit, z.B. bei Compliance-Prüfungen, absolvierte Pflichtschulungen nachweisen. Auch zum Treffen datengesteuerter Entscheidungen zur Planung der Lernstrategie und für die Vorhersage von Trends ist diese Funktion hilfreich. Aus diesem Grund bietet nahezu jedes KI-gesteuerte Tool diese Möglichkeit.

Unser Fazit als Reload HR: Wer sollte auf KI im Bereich Learning & Development setzen?

Wir sind der Meinung, dass KI sehr viele Vorteile in der Personalentwicklung bieten kann. Solche L&D-Software spart Zeit, da Lernende schneller finden können, was sie suchen, und bereits bekannte Inhalte nicht erneut bearbeiten müssen. Auch die erhöhte Flexibilität und das sofortige Feedback fördern die intrinsische Motivation der Lernenden und die Abschlussrate der Kurse. So steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeitende das Wissen auch wirklich behalten und im Arbeitsalltag anwenden können, anstatt sich nur „durchzuklicken“. Auch steigt so die Motivation, aus Eigeninitiative heraus Kurse zu belegen. Ein weiterer Vorteil sind die Kosten- und Zeiteinsparungen bei der Kurs- und Reporterstellung und -administration sowie die Möglichkeit, teure Präsenzkurse teilweise durch KI-gestützte Kurse zu ersetzen.

Trotz all dieser Vorteile ist natürlich auch bei dem Einsatz von KI-Tools weiterhin menschliche Anleitung und Input erforderlich. Präsenzworkshops mit anderen Menschen kann auch Künstliche Intelligenz nicht gänzlich ersetzen. Die KI kann die bisherigen Daten nutzen, die im Unternehmen vorhanden sind, und dieses Wissen auswerten und darauf aufbauen. Kleineren Unternehmen fehlt es hier aber häufig noch an der nötigen Digitalisierung und der benötigten Datenmenge. Die wenigsten Unternehmen erfassen systematisch die Skills ihrer Mitarbeitenden, was einen wichtigen Ansatzpunkt für KI in diesem Bereich darstellt. Hier wäre also erst einmal sehr viel Vorarbeit erforderlich, damit KI überhaupt sinnvoll ansetzen kann. Außerdem könnten kleinere Unternehmen nicht die nötigen monetären Ressourcen dafür zur Verfügung haben, um vollumfängliche KI-Tools einzuführen.

Für große Unternehmen ist der Einsatz von KI im Bereich Learning jedoch unserer Meinung nach durchaus sinnvoll. Bei einer großen Anzahl an Personal, unserer Meinung nach ab spätestens 10.000 Mitarbeitenden, ist es fast unabdingbar, künftig auf intelligente Technologien zurückzugreifen, um jedem Mitarbeitenden die passenden Fertigkeiten zu vermitteln und die Zufriedenheit zu erhöhen.

Möchtest nun auch du die Macht von Künstlicher Intelligenz nutzen, um deine Prozesse in der Personalentwicklung zu vereinfachen? Komm gerne auf uns zu!


[1] https://www2.deloitte.com/us/en/blog/human-capital-blog/2021/skills-based-talent-strategies-part-2.html

Viktoria Schrupp

Mit meinem Hintergrund als HR Manager und meiner Leidenschaft für die Digitalisierung von Personalprozessen liegt mein Fokus darauf, innovative und kreative Lösungen zu entwickeln, um die Effizienz in HR-Abteilungen zu erhöhen und die Zufriedenheit von Mitarbeitenden zu steigern.